Von Jagiellonischen zur…

25 Jahre der Freiheit in Mittel- und Osteuropa sind für die Polen, Litauer, Letten, Deutschen und Ukrainer ein besonderer Anlass zur Erinnerung an die gemeinsame Tradition und das gemeinsame Erbe der Jagiellonischen Idee, die ihre Verwirklichung in einer politischen und kulturellen Union verschiedener Nationen fand und zum Aufbau einer stabilen „politischen Nation“ aus vielen souveränen Völkern führte.

Die Ausstellung “Von Jagiellonischen zur Europäischen” hat zum Ziel, das gemeinsame sowohl materielle als auch geistige Erbe der Völker zu zeigen, die die jagiellonische Union mit dem Namen Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen gegründet haben. Dieser Vielvölkerstaat wurde für viele Ethnien und unterschiedlichste Glaubensbekenntnisse, katholische, protestantische und orthodoxe Christen, Juden und Moslems, zu einer „politischen Heimat“ in der sie friedlich mit- und nebeneinander lebten.

Die Stärke dieser Gesellschaft und unserer Vorfahren waren polnisch-litauische Adelsfamilien wie z.B.: Piłsudski, Narutowicz, Plater (von Platter, Sieberg) , Chodkiewicz, Miłosz, Giedroyć, Romer (von Römer), Komorowski, Weyssenchoff, von Ropp, von Korff, Bażeński (von Baysen), Radziwill, Tyszkiewicz und viele, viele andere. Diese adeligen und aristokratischen Familien bildeten die Avantgarde der jagiellonischen Gesellschaft. Die Religionstoleranz und die kulturelle Offenheit der jagiellonischen Epoche waren die Gründe des rasanten kulturellen, politischen und materiellen Aufschwungs dieser Familien und ermöglichten ihnen ihre Blütezeit. Das materielle Erbe der Adelsfamilien können wir heute überall auf dem Gebiet des jagiellonischen Staates sehen. Insbesondere sind es: Königreich Polen, Großfürstentum Litauen und Herzogtum von Kurland und Semgallen. Sie hinterließen uns eine kulturelle und politische Tradition geprägt von Patriotismus, Freiheit, Toleranz und Solidarität. Basierend auf dieser Tradition können wir unsere gegenwärtigen Allianzen im Rahmen der EU und NATO bauen.

Die Jagiellonische mittel- und osteuropäische Union hat ihre Freiheit verloren. Sie wurde zerstückelt und durch die Nachbarstaaten annektiert. Nach dem Ersten Weltkrieg kam für die Völker kurze Zeit der Freiheit, die dann unter dem national-sozialistischen und später sowjetischen Joch unterging. Die Befreiung aus der sowjetischen Herrschaft und die heutige Existenz der freien souveränen Staaten im mittel- und osteuropäischen Raum beweisen, dass die freiheitliche jagiellonische Idee die lange Zeit der Unterdrückung überdauert hat und den Völkern geholfen hat, ihre nationale Identität zu bewahren.

Der historische Rückblick ist für die heutige Europäische Union sehr wichtig. Es hilft, die Veränderungen in Osteuropa zu verstehen. Angesichts der aktuellen imperialen Politik von Russland, das ihre alte sowjetische Einflusszone widerherstellen versucht, bekommt das Thema eine besondere Bedeutung.

(Text: Piotr Wdowiak – der Ausstellungsauthor)